Mittwoch, 26. November 2008

Adel schütz vor Blödheit nicht

Dass dieser Satz stimmt, sollte uns schon aus dem Geschichtsunterricht bekannt sein. Da stellten sich die Nackenhaare hoch, wenn man erfuhr, dass Menschen mit dem Intelligenzquotienten eines Kachelofens wichtige politische Funktionen besetzten und Privilegien genossen, nur aufgrund ihrer Abstammung. Man kann nur froh sein, dass diese Ära längt der Vergangenheit angehört.

Doch ganz verschont bleiben wir auch in unserer heutigen Zeit von geistig unterbemittelten Aristokraten nicht.
Paradebeispiel neben Prinz Harry und dem Pinkel- und Prügelprinzen von Hannover ist Gloria von Thurn und Taxis.

Immer wieder schafft sie es mit selten dämlichen Bemerkungen zu Gott und der Welt das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Bemerkenswert daran ist jedoch, mit welcher meisterlichen Treffsicherheit sie es schafft, die Dummheit und Unüberlegtheit ihrer vorherigen Aussagen immer wieder zu übertreffen.

Für den interessierten Leser sei hier noch einmal das schönste aus den letzten Jahren Thurn und Taxis zusammengefasst. Ihren ersten bleibenden Eindruck als geistiges Vakuum hinterlies sie 2001 in der Fernsehtalkshow Friedman mit der Aussage: "Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an AIDS, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne." Dass hier Rassismus mitklingt, wies sie schockiert zurück. Der Vorwurf ist in der Tat nicht haltbar, da Frau von Thurn und Taxis wahrscheinlich nicht einmal in der Lage wäre, zu erklären, worum es sich bei dem Begriff Rassismus eigentlich handelt.

In den darauffolgenden Jahren wurde es erst einmal still um die etwas anders tickende Prinzessin, die sich gerne als "Fürstin" betiteln lässt.

Sie trat jedoch bald wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Im Frühjahr 2007 wird sie vom Regensburger Wochenblatt mit den Worten: "Ich finde wir bräuchten wieder eine Inquisition für die Leute, die immer unseren Bischof angreifen, oder für die, die Frauen als Priester wollen." Wer kann es ihr verübeln. Die Zeit der Inquisition war schließlich eine der lustigsten und fröhlichsten der Geschichte.

Im September zündete die Fürstin dann ein wahres Feuerwerk der Verbalquerschläger. In der Sendung "Menschen bei Maischberger" verurteilte sie zuallererst Pille und Kondom, die ihrer Meinung nach Formen der Abtreibung und daher moraltisch auf keinen Fall vertretbar sein. Dass Kondome vor AIDS schützen, hielt sie ebenfalls für falsch. Vielmehr müssten die Afrikaner, die dieses Problem ja am stärksten betrifft, sich auf die Tugend der Treue besinnen. Dabei rief sie erneut zu weniger "Schnackseln" auf. Der schwarze Kontinent wird es ihr sicher danken. Aber auch für Homosexuelle ist Frau von Thurn und Taxis da. In der Sendung erklärte sie nämlich außerdem, dass "gegen Schwulsein" nur "viel beten" helfe.

Ein paar Tage später bezog sie sich erneut auf das Thema und erklärete diesmal, "Erst mal glaube ich, dass es reine Homosexualität so gar nicht gibt. Das ist eine Zeit lang modern, so wie damals bei den alten Griechen. Und dann wird daraus ein Kult gemacht."

Und wir stellen erstaunt fest, dass unsere moderne Gesellschaft einem Trugschluss zum aufgesessen ist. Schließlich erklärte sie am 24. November bei Beckmann, dass sie es schade fände, dass es keine arrangierten Ehen mehr gäbe. "Wir Eltern kennen unsere Kinder gut und wissen, wer da passen könnte. Liebe kann man lernen." Bleibt nur die beruhigende Tatsache, zu wissen, dass heutzutage politische Partizipation und Macht nicht mehr vom Stammbaum abhängig gemacht werden und das Volk selbst bestimmen kann, wer es regieren soll. Unvorstellbar, in welcher Welt wir leben würden, würde Leuten wie Gloria Thurn und Taxis gesellschaftliche Verantwortung übertragen. So können wir uns getrost zurücklehnen, den Kopf schütteln und schnell das Programm umschalten, wenn wieder geballte Dummheit die Flimmerkiste einzunehmen droht.

Donnerstag, 6. November 2008

Doppelter Wahlbetrug

Aus ist es mit dem Versuch eines Neuanfangs in Hessen. Am Montag haben sich die vier Abgeordneten Jürgen Walter, Dagmar Metzger, Carmen Everts und Silke Tesch dagegen entschieden Andrea Ypsilanti zur neuen Ministerpräsidentin Hessens zu wählen.

Das ganze geschah knapp 24 Stunden vor der geplanten Wahl im Landtag. Es ist schon erstaunlich, wie kurz vor knapp und spontan sich da so ein SPDler Gewissen wieder meldet. Von Dagmar Metzger war uns ja schon lange klar, dass sie eine rot-grüne Minderheitenregierung mit Duldung der Linken nicht unterstützen kann. Daraufhin war der erste Anlauf zu einem Regierungswechsel in Hessen bereits gescheitert.

Grund für die Verweigerung ihrer Stimme war, dass sie sich nicht in der Lage sah ein vor der Wahl an ihre Wähler gegebenes Versprechen zu brechen. Denn vor der Wahl hatte die Hessen SPD noch eine Zusammenarbeit mit der Linken bei der Regierungsbildung kategorisch ausgeschlossen.

Seit diesem Ereignis sind mittlerweile mehrere Monate ins Land gegangen. Die SPD hat in dieser Zeit wieder neuen Mut gefasst und einen zweiten Anlauf zum Sprung an die Macht genommen. Da wurden Gespräche geführt mit den Grünen und der Linken. Rot und Grün hatten bereits in langen Koalitionsverhandlungen einen Koalitionsvertrag unter Dach und Fach gebracht und selbst Probeabstimmungen hatte man, mit bitterer Erinnerung an den Fall Metzger durchgeführt. Auch die SPD Basis hatte mit 95 Prozent ihre Zustimmung zu dem Projekt in Hessen gegeben.

Doch auf einmal fiel den drei Abgeordneten Walter, Everts und Tesch ein, dass sie eine solche Regierung unmöglich verantworten können. Gründe dafür gab es auf einmal viele. Arbeitsplätze sein gefährdet und sowieso wäre das mit der Duldung durch die Linke ja keine gute Idee.

Besonders irritierend ist diese Entscheidung von Jürgen Walter, denn er war praradoxerweise ja gerade einer, der den Koalitionsvertrag maßgeblich mitgestaltete hatte.

Da ist es dann schon sehr schwierig die Position der Abweichler noch zu verstehen. Genauso, wie es auch verwundert, dass sie noch kurz vor der Bekanntgabe versucht haben sollen, weitere SPD Abgeordnete von ihrer Meinung zu überzeugen.

Nach solchen Informationen ist man geneigt Gerüchten von angeblicher Bestechung durch Großindustrielle Glauben zu schenken. Jedoch lässt sich über die wahren Gründe schwierig eine Aussagen treffen.

Festzuhalten bleibt jedoch, dass diese drei Genossen (Frau Metzger sei an dieser Stelle vorerst ausgeklammert) ein Verhalten an den Tag gelegt haben, dass zutiefst parteischädigend ist.

Diese Entscheidung zeugt von einer extremen menschlichen und moralischen Unreife. Besonderes Augenmerk sollte an dieser Stelle erneut dem Begriff des Wahlbetrugs zukommen. Die Abweichler setzen ihn sehr gerne ein, um ihre Entscheidung publikumswirksam zu verteidigen. Dabei scheint den Möchtegern-Genossen jedoch wohl nicht auf, dass gerade sie einen noch viel größeren Wahlbetrug geleistet haben. Denn wie Jürgen Walter selbst sagte, habe man „den Wählern versprochen, Roland Koch abzulösen“.

Und genau das haben die vier Abweichler nun verhindert. Was sie damit ihrer Partei angetan haben, wird spätestens im Januar bei der Neuwahl des hessischen Landtages zu Tage treten. Denn ihre Glaubwürdigkeit und Führungsfähigkeiten hat die SPD mit diesem Coup endgültig verspielt.