Montag, 16. Februar 2009

Volksverdummung vom Chefmentalisten

Dem ein oder anderen dürfte die Sendung "The Next Uri Geller" auf ProSieben ein Begriff sein. Vom Prinzip her handelt es sich dabei um ein recht gutes Sendekonzept. Zumindest hat es in mehreren Ländern (USA, Niederlande, Israel) den Weg in die Primetime gefunden und ist - zumindest was die erste Staffel angeht - auch hier zulande gut vom Fernsehpublikum angenommen worden.

Madig macht dem mitdenkenden Zuschauer die Sendung jedoch das ewige Beteuern, es seien "echte Magie" und "übermenschliche Fähigkeiten" am Werke. Schade eigentlich, denn die Vorführungen könnten doch sehr unterhaltsam sein, wenn man sie einfach als das betiteln würde, was sie sind: gute (oder manchmal auch nicht so gute) Tricks und Illusionen. 

Kein wirklich erfolgreicher Magier hat jemals von sich behauptet, wirklich zaubern zu können. Er überlässt das Urteil lieber dem staunenden Publikum. Das Abrutschen der Sendung ins Esoterische verleiht der Show leider einen Touch, der einem das sichere Gefühl gibt, die Fernsehmacher vom Münchner Sender ProSieben nehmen ihre Zuschauer nicht für voll. Es erinnert an Zeiten, in der auf europäischen Märkten Quacksalber Mittel zur Teufelsaustreibung verkauften. "The Next Uri Geller" könnte eigentlich eine nette abendliche Unterhaltungssendung sein, mit ihrem jetzigen Konzept ist sie leider reine Volksverdummung.

Onlinetipp: Wer sich für die Auflösung der Tricks der großen "Mentalisten" interessiert, der sollte mal einen Blick auf http://www.motricks.de/ werfen. Viel Spaß!

Deutschland sucht den Superdurchschnitt

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele junge "Talente" jedes Mal den Weg zu den in ganz Deutschland stattfindenden Castings von "Deutschland sucht den Superstar" finden. Tausende kommen, um nur einmal die Chance zu haben, ihren Traum vom Leben als Superstar wahr werden zu lassen.

Doch was ist eigentlich ein Superstar? Sicherlich nicht das, was der Fernsehsender RTL jetzt schon zum gefühlt tausendsten Mal live im vor einem Millionenpublikum sucht. Das einzige, was da gesucht wird, ist die Quote. Und die ist selbst nach nun fünf Staffeln immer noch erstaunlich hoch. Sogar so hoch, dass die Sendung 2008 den Deutschen Fernsehpreis für die "Beste Unterhaltungssendung" bekommen hat. Den Titel kann man der Sendung nicht absprechen, vor allem daher, weil es eben auch eine sehr erfolgreiche Show mit hohem Unterhaltungsfaktor ist. Erstaunlich ist aber doch, mit welcher Naivität so mancher Castingteilnehmer sich der Jury stellt. Denn DSDS macht alles aus den Kandidaten, nur keinen Superstar.

Ein Superstar ist eine öffentliche Person, die große (in dem Fall musikalische) Erfolge über eine lange Zeit erzielt. Dazu zu rechnen wären im internationalen Musikgeschäft Menschen wie Elton John, Tina Turner, The Rolling Stones, Rod Steward, U2 usw. Deutsche Superstars gibt es sicherlich auch. Dieter Bohlen mag aufgrund seiner bemerkenswerten musikalischen Erfolge als Musiker, Komponist und Produzent als einer von ihnen gelten. Danach hört jedoch die Liste der Superstars, die mit DSDS in Verbindung zu bringen sind schlagartig auf.

Nur mal ein kleiner Test. Wer waren die Gewinner der bisherigen DSDS Staffeln? Und dran denken, man muss auf fünf kommen. Der ein oder andere hat nach viel Überlegen vielleicht alle fünf zusammen bekommen. Aber um Superstars handelt es sich dabei nicht.

Das ist auch gar kein Wunder, denn das, was die Jury von DSDS den Kandidaten in den Castings abverlangt, hat nur immer aller entferntesten Sinne etwas mit dem Überprüfen und Erlernen der Fähigkeiten eines Superstars zu tun. Beispielsweise muss niemand, um Superstar zu werden, über Kopf an einem Kran hängend geschweige denn mit einer Riesenpython um den Hals eine Ballade perfekt singen können. Den einzigen Zweck, den das erfüllt, ist die Steigerung von Einschaltquoten.

Und auch wenn es nicht so erscheint, der sinnloseste Part der Sendung beginnt erst mit den so genannten Mottoshows. Kein echter Superstar muss zehn verschiedene Musikstile meisterhaft beherrschen. Jemand, der es durch diesen musikalischen Filter schafft, kann nur mittelmäßig sein. Denn ein richtiger Superstar hat über Jahre eine Leidenschaft zu seiner Musik aufgebaut, hat die entsprechende Stimme für die Entsprechende Stilrichtung und identifiziert sich mit dieser Musik. Das Ergebnis des alljährlichen Castings hingegen bringt leider immer wieder nur One-Hit-Pop-Mainstream-Nullen hervor. Und wenn sie es nicht schon vorher waren, dann werden sie es durch das Casting. Kaum einer der Kandidaten hat es zu einer zweiten Singleauskopplung geschafft und die meisten sind nach spätestens einem Jahr wieder in der Versenkung verschwunden, aus der sie gekommen sind. Schon verblüffend, dass so Viele die Strapazen und die enorme psychische und physische Belastung auf sich nehmen, nur um nachher diese eher zweifelhafte Art von Karriere zu machen.

Erstaunlich aber auch, wie viele, die sich vorher so bereitwillig dem Urteil der Jury aussetzten, nach einer vernichtenden Kritik die Fachkenntnis eben jener Jury in Zweifel ziehen. Bei allem Zweifel, der an der Sinnhaftigkeit des Sendekonzepts und der Kompetenz der Jurymitglieder angebracht ist, können sich die Kandidaten aber nicht darauf berufen. Sie haben sich nun mal freiwillig für die Teilnahme an der Sendung gemeldet und müssen folglich auch mit jeder Art von Konsequenz, und sei es die Absprache jedes musikalischen Talents arrangieren.

Bleibt zum Schluss nur zu sagen: That's Showbiz! - aber lasst das Superstarsein bitte denen, die den Namen auch verdienen.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Späte Einsicht?

Über eine Woche hat der Papst gebraucht, bis er sich dem wachsenden Druck von allen Seiten gebeugt hat und nun endlich zumindest schriftlich den umstrittenen Richard Williamson dazu aufgefordert hat, seine Aussage zum Holocaust zurückzunehmen. Andernfalls könne er das Amt des Bischoffs nicht ausüben. Viel hat es dazu gebraucht. Da musste sich sogar die höchste politische Ebene in den Streit einschalten, bevor der Vatikan endlich nachgab.

Vorher hieß es, die Aussagen Williamsons stehen in keinem Zusammenhang mit der Rücknahme der Exkommunikation der Pius-Bruderschaft. Ja, der Papst hätte gar keine Kenntnis von dessen Äußerungen gehabt. Stellt sich doch die Frage, wie so etwas sein kann. Ist es wirklich möglich, dass in einem Verwaltungsapparat mit über 3.000 Angestellten eine so hochbrisante Äußerung einfach untergeht? Das ist beim besten Willen schwer vorstellbar. Es ist schwer vorstellbar, dass die Rücknahme einer Exkommunikation (von VIER Bischöfen) einer so laschen vorherigen Kontrolle unterliegt, dass so etwas nicht bis zum Papst durchdringt.

Kommen wir zum zweiten Aspekt, der den Eintritt in die katholische Kirche in keinen kausalen Zusammenhang setzt mit den Äußerungen Desjenigen, der da aufgenommen werden soll. So eine Einstellung ist schon sehr schwer nachzuvollziehen. Welchen Grund kann es dann denn überhaupt noch geben aus der Kirche ausgeschlossen zu werden, wenn es sich dabei nicht um Aussagen dreht (und zwar solchen, die historische Tatsachen auf schrecklichste Weise widerrufen)? Muss man dafür erst brandschatzen, vergewaltigen und morden?

Dass dieser Skandal viele Katholiken und Nicht-Katholiken in der ganzen Welt schockiert, ist verständlich. Leider passt die Affäre ganz gut ins Bild, das "unser" Papst jetzt schon seit einiger Zeit prägt. Zu erinnern ist dabei erstens an die Wiedereinführung der lateinischen Messen: Welchen Sinn kann es machen, eine Messe in lateinischer Sprache abzuhalten? Geht es nicht gerade in der Kirche und da gerade in der Predigt darum, die Menschen anzusprechen? Wer den Predigttext nicht versteht, der kann genauso gut einer weltfremden Sekte beitreten, in der unverständliche Texte dumpf immer und immer wieder aufgesagt werden ohne deren Sinn zu begreifen.

Zweitens: die Wiedereinführung der alten Karfreitagsfürbitte, in der dafür gebetet wird, dass Gott die Juden erleuchte. Wie kann ein Papst glaubwürdig vom friedlichen Zusammenleben der Religionen sprechen, wenn er dem Judentum auf diese Weise jegliche Existenzberechtigung abspricht? Es ist erstaunlich, dass nach diesem Vorfall überhaupt noch Beziehungen zwischen Judentum und Vatikan bestehen.

Drittens: Die Förderung radikaler Kräfte innerhalb der katholischen Kirche zum Beispiel durch die Ernennung des ultrakonservativen Priester Gerhard Wagner zum Weihbischof von Linz und nicht zuletzt durch die Aufhebung der Exkommunikation der Anhänger der rückwärtsgewanden Pius-Bruderschaft. Mit Benedikt XVI. schlägt die katholische einen immer radikaleren Kurs ein. Da ist kaum noch Platz für interreligiösen Dialog. Da will sich die römisch-katholische Kirche wieder als einzig wahre Religion aufspielen. Wir fühlen uns in die düsteren Zeiten der Kreuzzüge zurückversetzt. Gerade in einer Zeit, in der die Welt von religiösen Extremisten bedroht wird (und ich rede nicht nur von Islamisten) ist dieser Weg verheerend.

Leider war eine solche Entwicklung fast schon vorhersehbar nach Einsetzung Josef Ratzingers als Papst. Bereits in seiner Zeit als Kardinal war er für seine extrem harten und konservativen Einstellungen gegenüber Andersgläubigen und Andersdenkenden bekannt. Eine Weggefährtin Ratzingers erklärte vor kurzem, dass auch der junge Ratzinger nie ganz von den Neuerungen der katholischen Kirche im zweiten vatikanischen Konzil überzeugt war.

Traurig ist diese Entwicklung vor allem darum, weil die katholische Kirche bereit vor Benedikt zu einer der rückständigsten Einrichtungen unserer Gesellschaft zu zählen war. Ihre Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen genauso wie Verhütungsmitteln gehörten schon nicht mehr ins Weltbild des 20. geschweige denn das des 21. Jahrhunderts. Wie viel Leid und Elend der Vatikan vor allem durch die strikte Haltung gegenüber Kondomen gerade in vielen Ländern Afrikas hervorruft, ist kaum vorstellbar.

Angesichts der neuesten Entwicklungen in Rom müssen wir befürchten, dass der Einfluss der katholischen Kirche weniger zur Besserung als vielmehr zur Verschlechterung der Weltsituation führt. Bleibt die Frage, ob diejenigen, die da für die Verkündung der Worte Gottes leben den wahren Sinn der christlichen Werte wirklich verstanden haben. Von Nächstenliebe und einem Beitrag zum Frieden zwischen den Menschen auf Erden kann ich da jedenfalls nichts erkennen.