Sonntag, 25. Januar 2009

Leserbrief an die T-Online-Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren aus der Redaktion,

wie schon des Öfteren ist mir heute wieder einmal aufgefallen, dass Ihre Berichterstattung bezüglich des deutschen Fernsehens extrem einseitig von statten geht. In der Rubrik Livestyle fiel heute besonders auf, die Ihre Redaktion bei den Sendungen privater und öffentlich-rechtlicher Sender mit zweierlei Maß misst.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schlecht Ihre Kritiker die Sendung Wetten Dass...? wegkommen lassen. Da wird auf alles eingedroschen, was nur im geringsten Maße auffällig ist. Thomas Gottschalk, übrigens neben Jörg Pilawa und Günther Jauch der einzige deutsche Moderator, der die Fähigkeiten für eine solche Sendung mitbringt, wird für jeden Scherz sofot mit einem gesalzenen Kommentar abgestraft. Es mag Ihnen vielleicht nicht bekannt sein, aber es handelt sich bei Wetten Dass..? um eine Unterhaltungs- und Familiensendung und nicht um ein Comedy-Format. Es ist nicht Aufgabe eines Moderators einen Lacher nach dem anderen zu produzieren. Es geht vielmehr darum die Show hier und da mit lustigen Einwürfen aufzulockern. Die Unprofesionalität zeigt sich dann auch noch in der Formulierung der Antwortmöglichkeiten beim T-Online TED, in dem zwei der drei Antwortmöglichkeiten negativ konnotiert sind.

Ähnliches fällt bei der Berichterstattung über die Sendung Schmidt&Pocher auf. Auch hier scheint jeden Haar in der Suppe gesucht zu werden.

Erstaunlich ist diese Berichterstattung für mich darum, weil ein viel flacheres Niveau, wie es bei RTL mit dem Dschungelcamp und DSDS gezeigt wird mit Lob überhäuft wird. Da wird von "Spannung bis zum Schluss" bei der Wahl des Dschungelkönigs und von den lustigen Sprüchen des Pop-Titan Dieter Bohlen geredet. Und auf einmal scheint es den Redakteuren doch möglich, positive und halbwegs wertungsfreie Artikel zu schreiben.

Es mag natürlich sein, dass die Redaktion von T-Online mit der Berichterstattung überhaupt nichts zu tun hat und die Artikel und Meinungen direkt von der Boulevardzeitschrift BILD übernimmt (dieser Eindruck ermächtigt sich mir des Öfteren). Ob es stimmt mag ich nicht zu beurteilen. Was mir jedoch aufällt ist, dass diese Art von Berichterstattung nicht dem Image entspricht, den die Deutsche Telekom als Qualitätsanbieter (sei es in technischer oder sonstiger Form) zu vermitteln versucht.

In der Hoffung auf bessere journalistische Beiträge in der Zukunft verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,

Zwischenfunker

Donnerstag, 8. Januar 2009

Das Dilemma von Gaza

Kaum einem dürfte entgangen sein, was sich in den letzten Tagen und Wochen im Nahen Osten abgespielt hat. Im Fernsehen sehen wir Bilder von Krieg und Tod.

Was war passiert? Die israelische Armee hat den Gazastreifen erst bombardiert und dann eine Bodenoffensive gestartet. Ziel: Schwächung und im besten Falle Auslöschung der radikalislamischen Hamas. Die Bilder, die wir sehen, machen bedrückt. Zerstörete Häuser, Tote und Verletzte. Tausende Menschen gehen überall auf der Welt auf die Straße und demonstrieren gegen den Militäreinsatz der Israelis. Aber wie kompliziert und verfahren die Situation in Wirklichkeit ist, das kann man erst begreifen, wenn man sich in beide Perspektiven des Konflikts hineindenkt.

Aus israelischer Sicht war die Mission "Gegossenes Blei" - wie der Einsatz in Gaza genannt wird - notwendig, ja legitim, vielleicht sogar unabwendbar. Über sieben Jahre musste das israelische Volk zusehen, wie die Hamas aus dem Gazastreifen tägich Raketen auf israelische Dörfer schoss. Oft wird vergessen, dass es auch da viele Opfer gab und immernoch gibt. Jede Regierung der Welt würde solch einen Beschuss als Angriff auf ihre Souveränität und Freiheit verstehen und wäre gezwungen dagegen vorzugehen. Nachdem ein Waffenstillstand von Seiten der Hamas nach einigen Monaten aufgekündigt wurde, musste die israelische Regierung handeln.

Aus palästinesischer Sicht ist die Situation natürlich prekär. Die Bevölkerung des Gazastreifens hatte schon unter der Abriegelung der Grenzen durch Israel und Ägypten und nicht zuletzt auch unter dem harten Durchgreifen der Hamas stark zu leiden. Jetzt sehen sie sich auch noch auf dem Schlachtfeld eines Krieges, den sie niemals wollten. Der Rückhalt der Hamas in der Bevölkerung war seit deren gewaltsamer Machtübernahme im Gazastreifen zusehens gesunken.

Die Angriffe des israelischen Militärs mögen zwar gut gezielt gegen Stützpunkte der Hamas gerichtet sein, können aber im am dichtesten bevölkerten Gebiet der Welt niemals ohne weitere Schäden auskommen. Was sich so einfach als Kollateralschäden ausdrücken lässt, sind in der Realität Familientragödien. Da sterben Väter, Mütter, Kinder, Enkel, Brüder, Schwestern. Dass solche Verluste Hass nach sich ziehen, ist mehr als verständlich. Und so bewirkt der Angriff der Israelis leider auf lange Sicht genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich bewirken will. Was gedacht war, um die Hamas zu schwächen, wird sie, zumindest, was ihre Sympatien und Anhängerschaft angeht, wohl eher stärken.

Denn von einem Familienvater, der gerade Frau und Kinder verloren hat ist wohl schwerlich eine bedachte Reflektion zu erwarten. Er wird den Israelis die Schuld für den Tod einer Familie geben, denn sie ist durch israelische Bomben ums Leben gekommen. Das die Schuldigen eher noch bei den Anführern der Hamas zu suchen sind, die Israel jahrelang provoziert und Friedensgespräche verweigert haben und die sich unter der zivilen Bevölkerung verstecken, daran wird der Familienvater wohl nicht denken. Und es ist ihm nicht einmal zu verübeln.

Leider kommen wir bei diesem Konflikt mit reiner schwarz-weiß Malerei nicht weiter. Das versteht man, hat man die Gegend einmal selbst besucht hat, sehr gut. Die Fehler sind auf beiden Seiten zu suchen. Gewalt schürt leider immer Hass und führt zu immer extremeren Denkweisen. Das ist auch der Grund, warum an einen Frieden im Nahen Osten so bald nicht gedacht werden kann.

Es ist sehr zu bedauern, dass es so weit gekommen ist. Dabei hätte man die Aufspaltung der palästinensichen Gebiete in "Fatahland" und "Hamasland" als Chance wahrnehmen müssen. Israel hätte mehr guten Willen gegenüber der gemäßigten Fatah in der Westbank zeigen und seine Siedlungspolitik einstellen müssen. Wäre ein friedlicher Dialog mit der Palästinensern im Westjordanland zustande gekommen, hätte die Bevölkerung die Vorteile einer friedlichen Koexistenz zu spüren bekommen und die Hamas hätte sich wohl auch im Gazastreifen nicht mehr lange halten können.

Auch wenn die Operation "Gegossenes Blei" Israel für kurze Zeit Ruhe bringen wird, so war es leider ein Schritt zurück auf dem Weg zu einer friedlichen Zwei-Staaten-Lösung.