Donnerstag, 24. September 2009

Dreimal werden wir noch wach

... dann steht die nächste Bundestagswahl ins Haus. Die mit dem wahrscheinlich langweiligsten Wahlkampf der deutschen Geschichte. Das suggerieren zumindest die Medien. Und der Bürger scheint ihrer Meinung zu sein. Eins scheint jedenfalls jetzt schon festzustehen: Angela Merkel bleibt Kanzlerin. Es ist nur die Frage mit welcher Mehrheit. Schafft sie es zu einer bürgerlichen Mehrheit mit FDP oder wird die Ausnahmekoalition zwischen SPD und CDU/CSU doch zur Norm? Aber warum eigentlich scheinen nur diese beiden Möglichkeiten zu bestehen? Haben wir nicht fünf Parteien im Parlament? Müsste da nicht rein mathematisch zumindest noch die eine oder andere Alternative bestehen? Das tut sie auch. Angenommen wir bekommen diesen Sonntag eine ähnliche Stimmenverteilung wie 2005 – weder schwarz-gelb noch rot-grün schaffen es zu einer Mehrheit im Bundestag – dann gäbe es ja immer noch die Möglichkeiten von Dreier-Koalitionen. Jamaika, Ampel oder linkes Bündnis. Selbst eine Minderheitsregierung von Rot-grün wäre bei dieser Konstellation möglich. Doch anscheinend sind das alles keine Alternativen. Die Parteien scheinen sich auf die neuen Gegebenheiten eines Fünfparteiensystems nicht einstellen zu wollen. Man will weitermachen wie bisher. Und deshalb wird mittlerweile standardmäßig vor jeder Wahl ausgeschlossen, was das Zeug hält. Erste Vorreiterin, was das angeht, war SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti. Durch ihre Aussagen vor der Wahl hat sie sich den Posten der Ministerpräsidentin selbst verbaut.

Jetzt wird der gemeine Leser sagen: Das ist ja aber auch richtig so, dass es nicht zu diesem schlimmen Bündnis mit der Linkspartei gekommen ist. Daher möchte ich doch mal die Rückfrage stellen: Warum diese Tabuisierung der Linkspartei? Selbst viele stark Politikinteressierte haben auf diese Frage keine Antwort. Es ist halt einfach so, dass die Linkspartei schlecht ist. Man weiß das nicht so genau, aber das ist so ein bisschen wie mit dem hässlichen Nachbarskind nebenan. Mit dem wollte man auch nie spielen, obwohl man gar nicht so richtig wusste, warum. Aber es hat eben niemand gemacht.

Vergleicht man die Parteiprogramme von SPD, Grünen und Linken erkennt man große Übereinstimmungen. Groß genug, um bequem zusammen regieren zu können. Und selbst eher fragwürdige Positionen der Linken in der Außenpolitik würden in einem Dreierbündnis nicht zum Tragen kommen. Schauen wir übrigens auf die Geschichte der BRD, dann stellen wir fest, dass sie sich wiederholt. Was gerade mit der Linken passiert, mussten vor nicht allzu langer Zeit auch die Grünen noch über sich ergehen lassen. Mittlerweile würde niemand mehr in Abrede stellen, dass man mit den Grünen durchaus praktikable Politik machen kann. Jetzt wird der gemeine Leser mir aber antworten: Diese Konzepte der Linkspartei sind doch gar nicht durchsetzbar. Das mag sein, es mag aber auch nicht sein. Nur werden wir das nie herausfinden, wenn sie nicht auch einmal an einer Regierung beteiligt werden. Ich verweise erneut auf die Grünen. Ihre Geschichte fing als Protestpartei an, seit sie acht Jahre unter Schröder/Fischer an der Regierung beteiligt war, ist sie durchaus pragmatischer geworden. Und bei aller Liebe, wer der Meinung ist, dass die Linke die DDR wieder aufleben lassen will, der lebt geistig leider noch in den Zeiten des Kalten Krieges und sollte sich ganz schnell an die Gegenwart gewöhnen.

Da aber rationale Gründe vor allem bei der SPD kaum eine Rolle spielen und es eher darum geht dem verstoßenen Sohn Lafontaine eins auszuwischen werden wir wohl auf Alternativen zur Großen Koalition vergeblich warten.

Damit kann die Wahl also beginnen und Frau Merkel kann jetzt schon zu einer Verlängerung ihrer Amtszeit gratuliert werden. Diese Wahl ist gerademal ein Kampf um Platz zwei zwischen Westerwelle und Steinmeier.
Und sollte, wofür viel spricht, die Große Koalition weitergeführt werden, dann ist abzuwarten, ob die SPD aus der kommenden Legislaturperiode überhaupt noch als Volkspartei herausgeht.

Bleibt nur zu hoffen, dass dem Wähler 2013 wieder mehr Einfluss zugestanden wird.

Dienstag, 19. Mai 2009

Stupid come il pane

Im Prinzip ist dem sprichwörtlich dummen Brot in Anbetracht des Vergleiches sogar Unrecht getan. Obwohl es sich von jedem beißen lässt, so hat es sicherlich noch nie in Erwägung gezogen einen unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden, kleinen aber leider unendlich mächtigen Medienmogul ganze vier Mal in das wichtigste Amt des Staates Italien zu wählen. Seine Regierungszeit ist gesäumt mit Kontroversen und Skandalen so weit das Auge nur reicht. Nicht zuletzt wegen Geldwäsche, Ausnutzung der Medien und etlichen anderen Verstößen gegen geltendes Recht musste sich Berlusconi viele Male vor Gericht verantworten. Doch aufgrund seines unerschütterlichen Rückhalts im Parlament konnte er durch spontane Gesetzesänderungen oder durch Berufung auf seine Immunität immer wieder den Kopf aus der Schlinge ziehen.

Nachdem sich das italienische Volk über viele Jahre mit dem diktatorischen Regierungsstil Silvio Berlusconis arrangiert hatte und man sich auf internationaler Bühne langsam an die Unverschämtheiten und das fehlende Taktgefühl des amtierenden italienischen Ministerpräsidenten gewöhnt hatte, schien 2006 endlich der Punkt gekommen, an dem die Menschen die unverhohlene Verballhornung des politischen und juristischen Systems Italiens nicht mehr länger ertragen konnten. Endlich wurde nach zwölf Jahren eine neue Regierung unter dem ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission Romano Prodi gebildet. Das neue Kabinett machte sich auch sofort mit Feuereifer an die Beseitigung von über einem Jahrzehnt sinnloser und eigennütziger Politik, startete Kampagnen zur Bekämpfung der Mafia, die in vielen Teilen Italiens über die Jahre wichtigen Einfluss genommen hatte, und versuchte das Land wieder auf einen wirtschaftlich und politisch vertretbaren Weg zu bringen.

Das es endlich so weit gekommen war, hielt wohl fast die ganze Welt für einen Erfolg. Endlich hatten sich die Italiener ihre politische Mündigkeit zurückgeholt. Aber weit gefehlt. Bereits nach zwei Jahren stand das neue Regierungsbündnis (nicht zuletzt aufgrund des steinzeitlichen Wahlsystems) vor dem Aus. Doch was die Neuwahl mit sich brachte, lässt einen glatt erschaudern. Sentimental und sehnsüchtig nach der starken Hand, an die sich die Italiener so lange gewöhnt hatten, wählten sie ihren Napoleon Bonaberlusconi wieder zum italienischen Ministerpräsidenten.

Wer nun geglaubt hat, dass über die Hälfte der Italiener endgültig den Verstand verloren hätte, der wurde vor kurzem eines besseren belehrt. Berlusconis Frau Veronica Lario hatte nach unzähligen öffentlichen Demütigungen nach Berlusconis Besuch des Geburtstages einer 18jährigen endgültig die Konsequenzen gezogen. Sie wollte sich von ihrem Mann trennen. Eine Entscheidung, die ihr wohl niemand verübeln kann, nachdem ihr Mann sich ständig mit jungen Frauen umgab und der einen oder anderen als kleines Geschenk einen Ministerposten oder die Spitzenkandidatur für die kommende Europawahl ermöglichte. Doch wer denkt die Sympathiewerte des Ministerpräsidenten würden jetzt ins bodenlose stürzen, der hat den italienischen Bürger unterschätzt. Für ihren Schritt erntete Lario nämlich in der Öffentlichkeit fast ausschließlich Missfallen. Man müsse doch die Ausschweifungen eines Silvio Berlusconi verstehen. Er sei ja auch nur ein Mann.

Hier bleibt dann wohl nur noch zu sagen: jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Doch das eine Achtel italienische Seele schmerzt.

Montag, 16. Februar 2009

Volksverdummung vom Chefmentalisten

Dem ein oder anderen dürfte die Sendung "The Next Uri Geller" auf ProSieben ein Begriff sein. Vom Prinzip her handelt es sich dabei um ein recht gutes Sendekonzept. Zumindest hat es in mehreren Ländern (USA, Niederlande, Israel) den Weg in die Primetime gefunden und ist - zumindest was die erste Staffel angeht - auch hier zulande gut vom Fernsehpublikum angenommen worden.

Madig macht dem mitdenkenden Zuschauer die Sendung jedoch das ewige Beteuern, es seien "echte Magie" und "übermenschliche Fähigkeiten" am Werke. Schade eigentlich, denn die Vorführungen könnten doch sehr unterhaltsam sein, wenn man sie einfach als das betiteln würde, was sie sind: gute (oder manchmal auch nicht so gute) Tricks und Illusionen. 

Kein wirklich erfolgreicher Magier hat jemals von sich behauptet, wirklich zaubern zu können. Er überlässt das Urteil lieber dem staunenden Publikum. Das Abrutschen der Sendung ins Esoterische verleiht der Show leider einen Touch, der einem das sichere Gefühl gibt, die Fernsehmacher vom Münchner Sender ProSieben nehmen ihre Zuschauer nicht für voll. Es erinnert an Zeiten, in der auf europäischen Märkten Quacksalber Mittel zur Teufelsaustreibung verkauften. "The Next Uri Geller" könnte eigentlich eine nette abendliche Unterhaltungssendung sein, mit ihrem jetzigen Konzept ist sie leider reine Volksverdummung.

Onlinetipp: Wer sich für die Auflösung der Tricks der großen "Mentalisten" interessiert, der sollte mal einen Blick auf http://www.motricks.de/ werfen. Viel Spaß!

Deutschland sucht den Superdurchschnitt

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele junge "Talente" jedes Mal den Weg zu den in ganz Deutschland stattfindenden Castings von "Deutschland sucht den Superstar" finden. Tausende kommen, um nur einmal die Chance zu haben, ihren Traum vom Leben als Superstar wahr werden zu lassen.

Doch was ist eigentlich ein Superstar? Sicherlich nicht das, was der Fernsehsender RTL jetzt schon zum gefühlt tausendsten Mal live im vor einem Millionenpublikum sucht. Das einzige, was da gesucht wird, ist die Quote. Und die ist selbst nach nun fünf Staffeln immer noch erstaunlich hoch. Sogar so hoch, dass die Sendung 2008 den Deutschen Fernsehpreis für die "Beste Unterhaltungssendung" bekommen hat. Den Titel kann man der Sendung nicht absprechen, vor allem daher, weil es eben auch eine sehr erfolgreiche Show mit hohem Unterhaltungsfaktor ist. Erstaunlich ist aber doch, mit welcher Naivität so mancher Castingteilnehmer sich der Jury stellt. Denn DSDS macht alles aus den Kandidaten, nur keinen Superstar.

Ein Superstar ist eine öffentliche Person, die große (in dem Fall musikalische) Erfolge über eine lange Zeit erzielt. Dazu zu rechnen wären im internationalen Musikgeschäft Menschen wie Elton John, Tina Turner, The Rolling Stones, Rod Steward, U2 usw. Deutsche Superstars gibt es sicherlich auch. Dieter Bohlen mag aufgrund seiner bemerkenswerten musikalischen Erfolge als Musiker, Komponist und Produzent als einer von ihnen gelten. Danach hört jedoch die Liste der Superstars, die mit DSDS in Verbindung zu bringen sind schlagartig auf.

Nur mal ein kleiner Test. Wer waren die Gewinner der bisherigen DSDS Staffeln? Und dran denken, man muss auf fünf kommen. Der ein oder andere hat nach viel Überlegen vielleicht alle fünf zusammen bekommen. Aber um Superstars handelt es sich dabei nicht.

Das ist auch gar kein Wunder, denn das, was die Jury von DSDS den Kandidaten in den Castings abverlangt, hat nur immer aller entferntesten Sinne etwas mit dem Überprüfen und Erlernen der Fähigkeiten eines Superstars zu tun. Beispielsweise muss niemand, um Superstar zu werden, über Kopf an einem Kran hängend geschweige denn mit einer Riesenpython um den Hals eine Ballade perfekt singen können. Den einzigen Zweck, den das erfüllt, ist die Steigerung von Einschaltquoten.

Und auch wenn es nicht so erscheint, der sinnloseste Part der Sendung beginnt erst mit den so genannten Mottoshows. Kein echter Superstar muss zehn verschiedene Musikstile meisterhaft beherrschen. Jemand, der es durch diesen musikalischen Filter schafft, kann nur mittelmäßig sein. Denn ein richtiger Superstar hat über Jahre eine Leidenschaft zu seiner Musik aufgebaut, hat die entsprechende Stimme für die Entsprechende Stilrichtung und identifiziert sich mit dieser Musik. Das Ergebnis des alljährlichen Castings hingegen bringt leider immer wieder nur One-Hit-Pop-Mainstream-Nullen hervor. Und wenn sie es nicht schon vorher waren, dann werden sie es durch das Casting. Kaum einer der Kandidaten hat es zu einer zweiten Singleauskopplung geschafft und die meisten sind nach spätestens einem Jahr wieder in der Versenkung verschwunden, aus der sie gekommen sind. Schon verblüffend, dass so Viele die Strapazen und die enorme psychische und physische Belastung auf sich nehmen, nur um nachher diese eher zweifelhafte Art von Karriere zu machen.

Erstaunlich aber auch, wie viele, die sich vorher so bereitwillig dem Urteil der Jury aussetzten, nach einer vernichtenden Kritik die Fachkenntnis eben jener Jury in Zweifel ziehen. Bei allem Zweifel, der an der Sinnhaftigkeit des Sendekonzepts und der Kompetenz der Jurymitglieder angebracht ist, können sich die Kandidaten aber nicht darauf berufen. Sie haben sich nun mal freiwillig für die Teilnahme an der Sendung gemeldet und müssen folglich auch mit jeder Art von Konsequenz, und sei es die Absprache jedes musikalischen Talents arrangieren.

Bleibt zum Schluss nur zu sagen: That's Showbiz! - aber lasst das Superstarsein bitte denen, die den Namen auch verdienen.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Späte Einsicht?

Über eine Woche hat der Papst gebraucht, bis er sich dem wachsenden Druck von allen Seiten gebeugt hat und nun endlich zumindest schriftlich den umstrittenen Richard Williamson dazu aufgefordert hat, seine Aussage zum Holocaust zurückzunehmen. Andernfalls könne er das Amt des Bischoffs nicht ausüben. Viel hat es dazu gebraucht. Da musste sich sogar die höchste politische Ebene in den Streit einschalten, bevor der Vatikan endlich nachgab.

Vorher hieß es, die Aussagen Williamsons stehen in keinem Zusammenhang mit der Rücknahme der Exkommunikation der Pius-Bruderschaft. Ja, der Papst hätte gar keine Kenntnis von dessen Äußerungen gehabt. Stellt sich doch die Frage, wie so etwas sein kann. Ist es wirklich möglich, dass in einem Verwaltungsapparat mit über 3.000 Angestellten eine so hochbrisante Äußerung einfach untergeht? Das ist beim besten Willen schwer vorstellbar. Es ist schwer vorstellbar, dass die Rücknahme einer Exkommunikation (von VIER Bischöfen) einer so laschen vorherigen Kontrolle unterliegt, dass so etwas nicht bis zum Papst durchdringt.

Kommen wir zum zweiten Aspekt, der den Eintritt in die katholische Kirche in keinen kausalen Zusammenhang setzt mit den Äußerungen Desjenigen, der da aufgenommen werden soll. So eine Einstellung ist schon sehr schwer nachzuvollziehen. Welchen Grund kann es dann denn überhaupt noch geben aus der Kirche ausgeschlossen zu werden, wenn es sich dabei nicht um Aussagen dreht (und zwar solchen, die historische Tatsachen auf schrecklichste Weise widerrufen)? Muss man dafür erst brandschatzen, vergewaltigen und morden?

Dass dieser Skandal viele Katholiken und Nicht-Katholiken in der ganzen Welt schockiert, ist verständlich. Leider passt die Affäre ganz gut ins Bild, das "unser" Papst jetzt schon seit einiger Zeit prägt. Zu erinnern ist dabei erstens an die Wiedereinführung der lateinischen Messen: Welchen Sinn kann es machen, eine Messe in lateinischer Sprache abzuhalten? Geht es nicht gerade in der Kirche und da gerade in der Predigt darum, die Menschen anzusprechen? Wer den Predigttext nicht versteht, der kann genauso gut einer weltfremden Sekte beitreten, in der unverständliche Texte dumpf immer und immer wieder aufgesagt werden ohne deren Sinn zu begreifen.

Zweitens: die Wiedereinführung der alten Karfreitagsfürbitte, in der dafür gebetet wird, dass Gott die Juden erleuchte. Wie kann ein Papst glaubwürdig vom friedlichen Zusammenleben der Religionen sprechen, wenn er dem Judentum auf diese Weise jegliche Existenzberechtigung abspricht? Es ist erstaunlich, dass nach diesem Vorfall überhaupt noch Beziehungen zwischen Judentum und Vatikan bestehen.

Drittens: Die Förderung radikaler Kräfte innerhalb der katholischen Kirche zum Beispiel durch die Ernennung des ultrakonservativen Priester Gerhard Wagner zum Weihbischof von Linz und nicht zuletzt durch die Aufhebung der Exkommunikation der Anhänger der rückwärtsgewanden Pius-Bruderschaft. Mit Benedikt XVI. schlägt die katholische einen immer radikaleren Kurs ein. Da ist kaum noch Platz für interreligiösen Dialog. Da will sich die römisch-katholische Kirche wieder als einzig wahre Religion aufspielen. Wir fühlen uns in die düsteren Zeiten der Kreuzzüge zurückversetzt. Gerade in einer Zeit, in der die Welt von religiösen Extremisten bedroht wird (und ich rede nicht nur von Islamisten) ist dieser Weg verheerend.

Leider war eine solche Entwicklung fast schon vorhersehbar nach Einsetzung Josef Ratzingers als Papst. Bereits in seiner Zeit als Kardinal war er für seine extrem harten und konservativen Einstellungen gegenüber Andersgläubigen und Andersdenkenden bekannt. Eine Weggefährtin Ratzingers erklärte vor kurzem, dass auch der junge Ratzinger nie ganz von den Neuerungen der katholischen Kirche im zweiten vatikanischen Konzil überzeugt war.

Traurig ist diese Entwicklung vor allem darum, weil die katholische Kirche bereit vor Benedikt zu einer der rückständigsten Einrichtungen unserer Gesellschaft zu zählen war. Ihre Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen genauso wie Verhütungsmitteln gehörten schon nicht mehr ins Weltbild des 20. geschweige denn das des 21. Jahrhunderts. Wie viel Leid und Elend der Vatikan vor allem durch die strikte Haltung gegenüber Kondomen gerade in vielen Ländern Afrikas hervorruft, ist kaum vorstellbar.

Angesichts der neuesten Entwicklungen in Rom müssen wir befürchten, dass der Einfluss der katholischen Kirche weniger zur Besserung als vielmehr zur Verschlechterung der Weltsituation führt. Bleibt die Frage, ob diejenigen, die da für die Verkündung der Worte Gottes leben den wahren Sinn der christlichen Werte wirklich verstanden haben. Von Nächstenliebe und einem Beitrag zum Frieden zwischen den Menschen auf Erden kann ich da jedenfalls nichts erkennen.

Sonntag, 25. Januar 2009

Leserbrief an die T-Online-Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren aus der Redaktion,

wie schon des Öfteren ist mir heute wieder einmal aufgefallen, dass Ihre Berichterstattung bezüglich des deutschen Fernsehens extrem einseitig von statten geht. In der Rubrik Livestyle fiel heute besonders auf, die Ihre Redaktion bei den Sendungen privater und öffentlich-rechtlicher Sender mit zweierlei Maß misst.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schlecht Ihre Kritiker die Sendung Wetten Dass...? wegkommen lassen. Da wird auf alles eingedroschen, was nur im geringsten Maße auffällig ist. Thomas Gottschalk, übrigens neben Jörg Pilawa und Günther Jauch der einzige deutsche Moderator, der die Fähigkeiten für eine solche Sendung mitbringt, wird für jeden Scherz sofot mit einem gesalzenen Kommentar abgestraft. Es mag Ihnen vielleicht nicht bekannt sein, aber es handelt sich bei Wetten Dass..? um eine Unterhaltungs- und Familiensendung und nicht um ein Comedy-Format. Es ist nicht Aufgabe eines Moderators einen Lacher nach dem anderen zu produzieren. Es geht vielmehr darum die Show hier und da mit lustigen Einwürfen aufzulockern. Die Unprofesionalität zeigt sich dann auch noch in der Formulierung der Antwortmöglichkeiten beim T-Online TED, in dem zwei der drei Antwortmöglichkeiten negativ konnotiert sind.

Ähnliches fällt bei der Berichterstattung über die Sendung Schmidt&Pocher auf. Auch hier scheint jeden Haar in der Suppe gesucht zu werden.

Erstaunlich ist diese Berichterstattung für mich darum, weil ein viel flacheres Niveau, wie es bei RTL mit dem Dschungelcamp und DSDS gezeigt wird mit Lob überhäuft wird. Da wird von "Spannung bis zum Schluss" bei der Wahl des Dschungelkönigs und von den lustigen Sprüchen des Pop-Titan Dieter Bohlen geredet. Und auf einmal scheint es den Redakteuren doch möglich, positive und halbwegs wertungsfreie Artikel zu schreiben.

Es mag natürlich sein, dass die Redaktion von T-Online mit der Berichterstattung überhaupt nichts zu tun hat und die Artikel und Meinungen direkt von der Boulevardzeitschrift BILD übernimmt (dieser Eindruck ermächtigt sich mir des Öfteren). Ob es stimmt mag ich nicht zu beurteilen. Was mir jedoch aufällt ist, dass diese Art von Berichterstattung nicht dem Image entspricht, den die Deutsche Telekom als Qualitätsanbieter (sei es in technischer oder sonstiger Form) zu vermitteln versucht.

In der Hoffung auf bessere journalistische Beiträge in der Zukunft verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,

Zwischenfunker

Donnerstag, 8. Januar 2009

Das Dilemma von Gaza

Kaum einem dürfte entgangen sein, was sich in den letzten Tagen und Wochen im Nahen Osten abgespielt hat. Im Fernsehen sehen wir Bilder von Krieg und Tod.

Was war passiert? Die israelische Armee hat den Gazastreifen erst bombardiert und dann eine Bodenoffensive gestartet. Ziel: Schwächung und im besten Falle Auslöschung der radikalislamischen Hamas. Die Bilder, die wir sehen, machen bedrückt. Zerstörete Häuser, Tote und Verletzte. Tausende Menschen gehen überall auf der Welt auf die Straße und demonstrieren gegen den Militäreinsatz der Israelis. Aber wie kompliziert und verfahren die Situation in Wirklichkeit ist, das kann man erst begreifen, wenn man sich in beide Perspektiven des Konflikts hineindenkt.

Aus israelischer Sicht war die Mission "Gegossenes Blei" - wie der Einsatz in Gaza genannt wird - notwendig, ja legitim, vielleicht sogar unabwendbar. Über sieben Jahre musste das israelische Volk zusehen, wie die Hamas aus dem Gazastreifen tägich Raketen auf israelische Dörfer schoss. Oft wird vergessen, dass es auch da viele Opfer gab und immernoch gibt. Jede Regierung der Welt würde solch einen Beschuss als Angriff auf ihre Souveränität und Freiheit verstehen und wäre gezwungen dagegen vorzugehen. Nachdem ein Waffenstillstand von Seiten der Hamas nach einigen Monaten aufgekündigt wurde, musste die israelische Regierung handeln.

Aus palästinesischer Sicht ist die Situation natürlich prekär. Die Bevölkerung des Gazastreifens hatte schon unter der Abriegelung der Grenzen durch Israel und Ägypten und nicht zuletzt auch unter dem harten Durchgreifen der Hamas stark zu leiden. Jetzt sehen sie sich auch noch auf dem Schlachtfeld eines Krieges, den sie niemals wollten. Der Rückhalt der Hamas in der Bevölkerung war seit deren gewaltsamer Machtübernahme im Gazastreifen zusehens gesunken.

Die Angriffe des israelischen Militärs mögen zwar gut gezielt gegen Stützpunkte der Hamas gerichtet sein, können aber im am dichtesten bevölkerten Gebiet der Welt niemals ohne weitere Schäden auskommen. Was sich so einfach als Kollateralschäden ausdrücken lässt, sind in der Realität Familientragödien. Da sterben Väter, Mütter, Kinder, Enkel, Brüder, Schwestern. Dass solche Verluste Hass nach sich ziehen, ist mehr als verständlich. Und so bewirkt der Angriff der Israelis leider auf lange Sicht genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich bewirken will. Was gedacht war, um die Hamas zu schwächen, wird sie, zumindest, was ihre Sympatien und Anhängerschaft angeht, wohl eher stärken.

Denn von einem Familienvater, der gerade Frau und Kinder verloren hat ist wohl schwerlich eine bedachte Reflektion zu erwarten. Er wird den Israelis die Schuld für den Tod einer Familie geben, denn sie ist durch israelische Bomben ums Leben gekommen. Das die Schuldigen eher noch bei den Anführern der Hamas zu suchen sind, die Israel jahrelang provoziert und Friedensgespräche verweigert haben und die sich unter der zivilen Bevölkerung verstecken, daran wird der Familienvater wohl nicht denken. Und es ist ihm nicht einmal zu verübeln.

Leider kommen wir bei diesem Konflikt mit reiner schwarz-weiß Malerei nicht weiter. Das versteht man, hat man die Gegend einmal selbst besucht hat, sehr gut. Die Fehler sind auf beiden Seiten zu suchen. Gewalt schürt leider immer Hass und führt zu immer extremeren Denkweisen. Das ist auch der Grund, warum an einen Frieden im Nahen Osten so bald nicht gedacht werden kann.

Es ist sehr zu bedauern, dass es so weit gekommen ist. Dabei hätte man die Aufspaltung der palästinensichen Gebiete in "Fatahland" und "Hamasland" als Chance wahrnehmen müssen. Israel hätte mehr guten Willen gegenüber der gemäßigten Fatah in der Westbank zeigen und seine Siedlungspolitik einstellen müssen. Wäre ein friedlicher Dialog mit der Palästinensern im Westjordanland zustande gekommen, hätte die Bevölkerung die Vorteile einer friedlichen Koexistenz zu spüren bekommen und die Hamas hätte sich wohl auch im Gazastreifen nicht mehr lange halten können.

Auch wenn die Operation "Gegossenes Blei" Israel für kurze Zeit Ruhe bringen wird, so war es leider ein Schritt zurück auf dem Weg zu einer friedlichen Zwei-Staaten-Lösung.