Über Jahre hinweg verfolgt uns nun die Finanzkrise. Sie reißt mit sich, was nicht niet- und nagelfest ist. Gefühlte hundert Mal hat die EU nun schon Rettungspakete für die krisengebeutelten Staaten, allen voran Griechenland geschnürt. Viel Erfolg hatte man damit bisher nicht. Die griechische Wirtschaft ist so gut wie zusammengebrochen, die Arbeitslosenzahlen steigen von Tag zu Tag und die Renten sinken unter die Armutsgrenze. Verständlich, dass da tausende Griechen auf die Straßen gehen und ihrem Ärger über das Spardiktat aus Brüssel Luft machen. Vor allem Deutschland, aber auch Frankreich, die Niederlande und Finnland stehen in der Kritik. Sie sind die großen Geldgeber und bestimmen daher auch die Bedingungen für die finanzielle Unterstützung. Was jedoch nicht verständlich ist, ist die Renaissance alter Zweiter Weltkrieg-Klischees. Wie so oft, wenn Deutschland international für Schlagzeilen sorgt, können es auch in Griechenland manche Verleger nicht lassen, Bilder mit Kanzlerin Merkel in Naziuniform als rigorose Führerin Europas und Unterdrückerin Griechenlands drucken zu lassen. Ebenso wenig ist verständlich, wie einige griechische Demonstranten es für nötig halten, auf offener Straße deutsche Flaggen zu verbrennen. Diese Aktionen geben dem Unmut der Griechen leider einen sehr unangenehmen Beigeschmack, ja sie verletzen eine ganze Nation. Das ist sehr sehr schade und läuft dem europäischen Gedanken entgegen.
Doch das Spiel wird leider auf beiden Seiten gespielt. Den auch in der deutschen Gesellschaft gibt es immer mehr Protest gegen die Hilfen für Griechenland. Nicht nur an Stammtischen, auch in der Presse, der Wirtschaft und der Politik wird offen über einen unvermeidbaren Staatsbankrot Griechenlands gesprochen. Manche Politiker machten sogar mit Vorschlägen über den Verkauf griechischer Inseln und ähnlich verwunderlichen Ideen von sich Reden. Die Rettungspakete finden auch im Bundestag immer weniger Zustimmung. Die Griechen werden als faul und unorganisiert dargestellt. Man kreidet ihnen an, sie hätten sich die Krise mit ihrem Beitritt zum Euro selbst eingebrockt. Das Problem daran ist aber, dass diejenigen, die vom Euro-Beitritt maßgeblich profitiert haben (wie die Investmentbank Goldman-Sachs) nicht diejenigen sind, die die Suppe jetzt auslöffeln müssen – die Bürger. Jetzt ist klar, dass Griechenland unter den damaligen und heutigen Umständen nie hätte in die Euro-Zone aufgenommen werden sollen. Es steht aber auch fest, dass diejenigen, die unter dieser Entscheidung am meisten leiden, die griechischen Bürger sind.
Die Krise mag noch lange nicht ausgestanden sein, es mag eine Lösung gefunden werden, wie Griechenland die Krise mit europäischer Hilfe übersteht, es mag aber auch sein, dass der Staatsbankrot auf lange Sicht unvermeidbar ist. Eins steht jedoch fest. Die Diskussionen dürfen eins nicht vermissen lassen, um ein Weiterbestehen des Euro, der EU und Europas sicherzustellen – Respekt und Toleranz.
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