Es ist durchaus erstaunlich welches Echo die Medien Kritik von Marcel Reich-Ranicki beim Fernsehpreis hervorgerufen hat. Zu meinem Erstaunen überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte.
Meine Meinung über den Auftritt an sich habe ich bisher schon zur Genüge kund getan. Interessant ist, zu sehen, dass sich von dieser Kritik niemand selbst angesprochen fühlt. Sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Medienlandschaft scheint es gerade deshalb eine so positive Antwort auf die Kritik zu geben.
Dabei werden sich auf der einen Seite die Medienverantwortlichen nicht bewusst, dass der Reich-Ranicki von seiner Medienschelte niemanden (abgesehen von ein paar arte-Redakteuren) ausgenommen hat. Man applaudiert brav und schiebt die Schuld an der fehlenden Qualität auf den anderen. Niemand will wahrhaben, dass er selbst damit gemeint ist. Nicht einmal die Konsumenten. Denn was viele jetzt fordern würde den Untergang des Unterhaltungsfernsehens fordern. Dabei sind gerade in der letzten Zeit zunehmend wieder erstere und qualitativ hochwertige Themen ins Programm aufgenommen worden. Vielleicht genügt schon ein Blick in die Liste der Preisträger, die vom "Literaturpapst" ausnahmslos als niveaulos abgestempelt worden waren. Unter anderem "Contergan" (ARD/WDR) als bester Film, "Das Schweigen der Quants" (ARD/NDR) als beste Dokumentation, "Alt sein auf Probe - Neu-Rentner auf Entdeckungsreise" (ARD) als beste Reportage und "neues" (3sat/ZDF) als beste Informationssendung.
Ja, die Fernsehlandschaft hat sich verändert. Ja, es gibt viel Niveauloses. Aber das liegt auch daran, dass sich die Auswahl und das Programmangebot vervielfacht hat. Wer möchte denn Sendungen wie "Am laufenden Band" einen intellektuellen Wert zusprechen. Früher gab es einfach aus jeder Rubrik weniger.
Das Fernsehen ist außerdem ein Medium, dass für alle Menschen da ist. Nicht nur für eine intellektuelle Oberschicht, die jetzt zustimmend mit dem Kopf nickt und Herrn Reich-Ranicki voll unterstützt.
Sollte dieser - meines Erachtens - skandalöse Auftritt am vergangenen Samstag zur Folge haben, dass über neue Sendekonzepte nachgedacht wird, dann halte ich das durchaus für eine gute Entwicklung. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass man von einem hochgelobten Literaturkritiker etwas mehr Taktgefühl und dafür etwas weniger Arroganz erwarten kann.
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